Beyond The Roots LARGE ENSEMBLE:
House of Syntopia & Mathilde
Chamber Remix Cologne präsentiert: Beyond The Roots – LARGE ENSEMBLE. Diesmal wird das Ensemble von Albrecht Maurer geleitet, der seine Kompositionen „House of Syntopia“ und „Mathilde“ vorstellt.
Inspiriert von dem Kunstwerk Sapiens-Sapiens von Igor Sacharof Ross, einer Syntopie-Plastik in der Form einer Blockhütte, entstanden diese Werke, in denen Klangfarben aus dem Nahen und Fernen Osten mit Elementen europäischer Kunstmusik verschmelzen. Räumlich und gedanklich Getrenntes begegnet sich in Freiräumen, in denen die beteiligten Musiker:innen sich mit ihren Eigensprachen im Kontext der Kompositionen improvisierend und ornamentierend bewegen. Das Konzert selbst, ist der Ort, an dem Musiker die Möglichkeit haben, ein gemeinsames Haus zu erbauen und dabei über die Grenzen der eigenen Wurzeln hinaus zu gehen – Beyond The Roots.
Leitung, Kompositionen, Remix: Albrecht Maurer | Stimme: Irene Kurka | Klarinette: Annette Maye | Blockflöte: Kerstin de Witt | Sitar: Hindol Deb | Santur: Kioomars Musayyebi | Djoze: Bassem Hawar | Akkordeon: Eva Zöllner | Gitarre: Mahan Mirarab | Cello: Anil Eraslan | Piano: Antonis Anissegos | Tuba: Maxim Morel | Perkussion: Rie Watanabe, Oded Geizhals
Programm:
House of Syntopia – Albrecht Maurer (2024)
Mathilde – Albrecht Maurer & Large Ensemble (2024)
House of Syntopia – Rise
Mathilde – Transition
House of Syntopia – Outward Journey
Mathilde – Ohne Not
House of Syntopia – Entrückt
Mathilde – Moments Remixed
House of Syntopia – Get Together
Pause
Mathilde – Time for Surprise
House of Syntopia – House of Syntopia
Mathilde – Hold it up
House of Syntopia – Parcours
House of Syntopia – Joy
Beyond The Roots LARGE ENSEMBLE
ist eine Erweiterung des Kölner Kollektivs mit international renommierten Gästen. Für dieses Projekt des Beyond the Roots Large Ensembles entstanden mit House of Syntopia und Mathilde zwei Kompositionen von Albrecht Maurer, die Klangfarben des nahen und des fernen Ostens mit europäischer Kunstmusik verbinden. Räumlich und gedanklich Getrenntes verbindet sich in den Freiräumen, in denen die beteiligten Musiker:innen sich mit ihrer Eigensprachlichkeit im Kontext der Kompositionen improvisierend bewegen. Beyond the Roots hat sich 2020 in Köln im Nachklang des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie zusammengefunden. Das Kollektiv gestaltete Streaming-Konzerte in einer eigenen Konzertreihe, die nach Corona mit Gastmusiker:innen fortgesetzt wurde. Wie wichtig die persönlichen Begegnungen und das Zusammenkommen für eine Gesellschaft sind, hat sich in den Jahren der Einschränkungen schmerzhaft gezeigt. Unter dem Druck der Situation fanden sich jedoch Auswege in neuen künstlerischen Überschreitungen und kollaborativen Arbeiten und Beyond The Roots entwickelte die Idee für dieses Large Ensemble.
Prof. Ernst Pöppel über Syntopie
Im Rahmen seiner Grundlagenforschung über Gehirnfunktionen und die Bedingungen für Kreativität hat Prof. Dr. Ernst Pöppel das Konzept der Syntopie formuliert. Er definiert Syntopie als die Verbindung von räumlich und gedanklich Getrenntem und als Voraussetzung für Kreativität. Kreativität erwachse aus der Verbindung von explizitem Wissen, implizitem Können und persönlicher Erfahrung. Wenn heute von Wissen gesprochen wird, dann wird damit zumeist das begriffliche Wissen bezeichnet. Pöppel erwähnt jedoch weitere mindestens ebenso wichtige Wissensformen: das Handlungswissen als intuitiv gewonnenes oder implizit verfügbares Wissen am Beispiel künstlerischen Wissens oder des wissenschaftlichen Wissen eines Experimentators, sowie das bildliche Wissen, in dem ein Gutteil des menschlichen Gehirns ausschließlich mit Bildern und nicht mit Begriffen beschäftigt sei.
Igor Sacharow-Ross – ein Blockhaus als Syntopie-Plastik
Sapiens-Sapiens ist eine Syntopie-Plastik, ein Ort der Begegnung, des Kennenlernens und der aktiven Teilhabe. Ein Blockhaus, das Elemente verschiedenster Bauformen aus ganz unterschiedlichen Ländern zusammenfügt. Es ist 2000 in Köln-Volkhoven entstanden und ein gelungenes Beispiel für eine syntopische Intervention architektonischer und sozialer Kontexte. Gemeinsam schufen die teilnehmenden Handwerker:innen eine Stätte des Zusammenwirkens, die an die mittelalterliche Tradition der Bauhütten aus dem Kathedralenbau erinnert, und an deren Tradition die Gründung des Bauhauses in Weimar im frühen 20. Jahrhundert anschloss.
Albrecht Maurer über House of Syntopia
Was für einen visuellen Menschen das Bild ist, das ist für einen auditiven Menschen das Musikstück. Wie Ernst Pöppel es schildert, verfügt auch der auditive Mensch über begriffliches Wissen, Handlungswissen und bildliches Wissen, jedoch sind seine Bilder Töne, seine Kathedralen sind orchestrale Werke, und er hat ein inneres Wissen von Musik, das auf individueller Erfahrung musikalischer Orte aufbaut. Mein House of Syntopia basiert auf meinem inneren Reichtum erlebter Musik und verbindet sich prozesshaft mit den musikalischen Orten, die jedes Ensemblemitglied in sich trägt und einbringt. Das Notenmaterial ist dabei die Architektur und das Baumaterial, womit gemeinsam gestaltet wird. Die genaue Ausführung, die Gestaltung und Verzierung der Noten, die Improvisationen und die Umsetzung grafischer und verbaler Ideen, sowie die Verbindung all dieser Elemente im Vorgang des musikalischen Bauens geschieht im Prozess des Probens und dann im Konzert selbst, dem für mich immer ein Höchstmaß an Gegenwartsintensität innewohnt und das im besten Fall über die Grenzen der eigenen Wurzeln hinaus geht – Beyond The Roots.
Über Mathilde von Sascha Nitsche , Zimmermann, Köln
Mathilde ist ein Wort aus dem Rotwelsch, jenem mittelalterlichen Esperanto der Landstraße. Mathilde ist die Straße selbst und in der Tradition der Fahrenden ist sie so etwas wie eine mystische Persönlichkeit. Wer sich auf eine Reise begibt – oder begeben muss – ist einerseits auf sich zurückgeworfen, auch wenn er mit Anderen reist und andererseits oft genug auch anderen Menschen ausgeliefert. Das macht verwundbar und zwingt zur Offenheit. Oft verläuft eine Reise nicht so, wie man es vorher gedacht hat, doch macht dann am Ende Alles irgendwie einen Sinn. „Das ist Mathilde“ sagen dann die Reisenden.
Albrecht Maurer über Mathilde
Ich habe mich in der Studentenzeit mehrmals auf eine solche Reise begeben. Ohne Geld bin ich mit Geige, Isomatte, Schlafsack und Bachs Solosonaten in den Süden getrampt und habe wochenlang von Straßenmusik gelebt und in Parks oder am Strand geschlafen. Meine Geschichten darüber sind abendfüllend und gerade mein Scheitern führte zu den eindrücklichsten Begebenheiten. Nach einem Studium der klassischen Violine habe ich alles Mögliche gemacht, ich war Keyboarder in Bands, habe an Sounds getüftelt, habe gesungen, bis ich zur Violine zurückkehrte und Teil der neuen Strömungen der Improvisierten Musik wurde, die sich vom historischen Freejazz abspaltete. Später habe ich eine mittelalterliche Fidel gekauft und wurde Teil der Alten Musik Szene. Gleichzeitig habe ich immer komponiert und frei improvisiert und nach neuen Klängen gesucht. Für all dies habe ich als Lehrer nur das Leben gehabt, die Begegnungen mit Menschen, die Faszination für das Neue und die Suche in mir selbst. Dabei verdanke ich Mathilde sehr viel: das Gefühl getragen worden zu sein und wenn es nicht gut war, sich zu schütteln, nach vorne zu schauen und erneut aufzubrechen. In diesem Konzert steht Mathilde für musikalische Übergänge, Zwischenspiele und luftige Teile, in denen das Large Ensemble von sich selbst erzählt und in Untergruppen oder im Kollektiv Neues wagt.
Kunsthafen im Rhenania
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